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15 Februar

01.2.15  

Selbst beim Schlafen lässt mir die spanische Untertitelung von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" keine Ruhe. Ich besuche mein altes Kopierwerk, um das Synchronisationsproblem zu klären. Es war ein Albtraum, denn es gab keine Lösung.

Ich bin wieder mit meinem Klapprad auf dem Tempelhofer Flughafen und beim Fahren fällt mir ein, woran die Asynchronität zwischen der DVD des Films und der neuen Abtastung liegen könnte. Das befriedigt mich immerhin etwas.

Als ich nach 2 Runden wieder vom Flughafengelände runterfahre, treffe ich diesen fahrbaren Kaffeestand. Meine ägyptische Freundin, die unendlich gerne Kaffee trinkt, wäre darüber glücklich gewesen.

Beim Besuch in meiner alten Berliner Wohnung begrüßt mich auch dieses Eichhörnchen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Walnüsse von meinem Bauernhof mitgebracht.
Und: dieses Foto vom 11. September 1986 habe ich da auch gefunden. Das waren noch Zeiten. Jetzt gibt's den Film auch für Kinos auf DCP und bei alleskino.de demnächst zum Download in der restaurierten Fassung.

Mit Wolf Donner, später Berlinale-Chef, hatte ich eine Wette gemacht, dass "TAROT" mehr als 30.000 Zuschauer kriegen wird. Ich glaube, es waren doppelt so viele. Allein in Frankfurt über 6.000. Ich weiß nicht mehr, worum wir gewettet haben. Wahrscheinlich eine Kiste "guten Wein". Die habe ich leider nie gekriegt.
1977 fand die Berlinale noch im Sommer statt, da habe ich auch das Geld vom BMI für "BESCHREIBUNG EINER INSEL" bekommen und eine Ablehnung von der FFA. Klaus Brüne, Fernsehspielfilm-Chef des ZDF, war Mitglied der Jury und sagte zu den Anderen: Wenn ihr dem Thome kein Geld gebt, gebe ich es ihm. Wir haben uns dann während der Berlinale im Hotel Schweizerhof getroffen und er hat das, was er gesagt hat, gemacht. Ich bekam 200.000 DM vom ZDF und hatte damit insgesamt 450.000 DM für den Film.
Ich habe damals Filmkritiken für den "Tagesspiegel" und für "Hobo" geschrieben und bei "Hobo" eine 14-tägige Punktetabelle der wichtigsten deutschen Filmkritiker eingerichtet. Die musste ich also alle jedesmal anrufen, um ihre Punkte für die jeweils angelaufenen Filme abzufragen. Wolf Donner war einer von ihnen. Wir waren uns also durch die Telefonate ziemlich vertraut. 1977 habe ich ihm zusammen mit Jochen Brunow geraten, die Berlinale zu verschieben. Auf jeden Fall vor Cannes, damit er bei den mehrheitlich im Sommer gedrehten Filme der Erste ist.
Lieber Dieter Kosslick, Du musst noch jetzt darunter leiden. Deine Zuschauer werden in der Februarkälte schniefen und während der Vorstellungen husten.

02.2.15   Laut Wettervorhersage soll es ab heute Mittag bis zum Berlinaleanfang schneien. Ich fahre nochmal auf's Tempelhofer Flugfeld. Da weht ein eisiger Wind. Es ist sehr ungemütlich, und ich bin fast allein mit all den Nebelkrähen, die dort auf irgendwelche Essensreste warten. Auf dem Rückweg ist ein Tor verschlossen, das bisher immer offen war. Deshalb komme ich am Columbia-Kino vorbei und versinke in Erinnerungen. Gudrun Max und ich wollten das ehemalige amerikanische Kino übernehmen und als Kino weiterbetreiben. Wir haben es sogar innen besichtigt. Leider wollte die dafür zuständige Grundstücksverwaltungsgesellschaft eine Monatsmiete von 18.000 DM. Das war 1991 oder 1992. Jetzt verfällt es mehr und mehr.

Meine Zeit des Leidens für das Filmfestival in Pamplona ist vorbei. Die DCP ist rechtzeitig fertig geworden und die spanischen Untertitel laufen jetzt synchron. Jetzt kann ich wieder bis zum Abflug am nächsten Montag ruhig schlafen. Zur Sicherheit habe ich hier in Berlin die 16mm-Kopie des Films mit englischen Untertiteln. Ich bin im Alter ein vorsichtiger Mensch geworden.
Update: Der beste Mann des Festivals in Pamplona, Marian Fernandez, schreibt mir gerade, dass es dort schneit!
03.2.15   Auch in Berlin hat es heute wieder geschneit. Mein Tag beginnt mit Schnee vom Auto entfernen. Dann fahre ich zum Postproduktionsstudio…

…und sehe dort zum erstenmal "BESCHREIBUNG EINER INSEL" mit spanischen Untertiteln.

Weil mir das Kopieren der DCP (286 GB) zu lange dauert und ich ein ungeduldiger Mensch bin, gehe ich inzwischen Fahrradfahren.
Zum Wetter: Heute ist Vollmond. Gestern war Mariä Lichtmess. Wenn da die Bauernweisheit gilt -
Ist’s an Lichtmess hell und rein,
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit
-
könnte es bald Frühling werden, denn gestern war das Wetter weder hell, noch rein.
04.2.15  
Blitzbesuch auf meinem Bauernhof. Dahin habe ich auch das Paket mit der Filmauswahl der Deutschen Filmakademie liefern lassen, weil ich dachte, dass ich da sein würde, wenn das Paket ankommt.
Jetzt schaue ich in den Katalog der vorausgewählten Filme. Da wird jetzt auch ausgeführt mit welcher digitalen Kamera die jeweiligen Filme gedreht wurden. Fast alle haben das mit der Alexa von Arri gemacht. Die Red Epic, mit der ich "INS BLAUE" gedreht habe, und in die ich mich damals verliebt habe, kommt nur drei oder vier Mal vor. Wenn ich doch noch einmal einen Film drehen sollte, würde ich wieder die Red Epic nehmen. Denn ich bin grundsätzlich ein treuer Mensch.
05.2.15  


Traumwetter für die Berlinale.

Ich mache ein vollständiges Backup meines Laptops. Weil das ziemlich lange dauert, steige ich in der Zwischenzeit wieder auf's Fahrrad. 15 Kilometer durch den Schnee, der heute nicht geräumt worden ist.
Heute ist Berlinale-Eröffnung. Wenn Dieter Kosslick 2019 aufhört, ist er 70 Jahre alt und ich wäre dann schon 80 Jahre alt. Falls ich das erlebe.
1986 hatte ich so sehr die Nase voll von der Berlinale und dem Schnee in Deutschland, dass ich mit meinem damaligen BMW 745i so weit wie möglich davon weggefahren bin. Bis nach Gibraltar. Kaum war ich da, wurde es warm und die Sonne schien. Ich habe mir ein aufblasbares Gummiboot gekauft und mich dann 14 Tage lang nackt im Boot bräunen lassen. Da hatte ich dann einen Traum, in dem mir meine Exfrau Karin Thome erschienen ist. Ich rief dann Cynthia Beatt an, die in meiner Wohnung wohnte, und die sagte mir, dass mein Sohn Max an Leukämie erkrankt ist. Ich bin dann sofort zurück nach Berlin gefahren und dann mit meiner zukünftigen Frau Anna nach Los Angeles geflogen, denn da lebte Karin Thome mit meinem Sohn. Damit ich dort jederzeit erreichbar war, habe ich mit dem Mietwagen auch ein Handy ausgeliehen. Ein Riesenteil, aber es funktionierte. Als Anna und ich am Strand lagen, tauchten vor uns im Meer mehrere Delphine auf. Wir nahmen beide das als ein glückliches Vorzeichen für eine gemeinsame Zukunft und die sah in jeder Hinsicht vielversprechend aus.
Mein Film "TAROT" war in dem Jahr für den Wettbewerb in Cannes eingereicht, aber der damalige Chef Gilles Jacob ließ sich bis in den April Zeit, bevor er sich entschieden hat. Er hat dann nicht meinen Film, sondern "Rosa Luxemburg" von Margarete von Trotta ausgewählt. "TAROT" lief dafür dann in der Quinzaine des Réalisateurs. Deren Chef, Pierre-Henri Deleau, hatte die Kopie in einem Vorführraum des Festivals "gefunden" und sich den Film, ohne mich zu fragen, zeigen lassen. Er schrieb mir damals ein endlos langes Telegramm, in dem er mir versicherte, dass er, wenn Gilles Jacob den Film nicht auswählt, er sich glücklich schätzen würde, den Film in der Quinzaine zeigen zu dürfen. Er sei sich ganz sicher, "TAROT" würde eine "Revolution" auf dem Festival. Naja, eine Revolution war der Film nicht, aber mehrere Zeitungen haben geschrieben, der Film sei ein chef-d'œuvre und AAA, ein großer französischer Verleih, hat ihn schon vor der Festivalvorführung gekauft und im Herbst ins Kino gebracht. Auf dem Moskauer Filmfestival ist er dann im selben Jahr auch noch gelaufen. Hanna Schygulla, die ich für den Film gecastet, aber nicht genommen hatte, saß in der Jury. Und im Hotel Rossija mit 5000 Betten gab es kein Zimmer für meine Frau und mich. Vadim Glowna ist uns beiden da zu Hilfe gekommen. Er gab der Dame am Empfngsschalter dezent eine Stange Zigaretten und schon gab es für uns auch ein Zimmer. Ich hätte ihn gerne an diese Geschichte bei den Dreharbeiten zu "INS BLAUE" erinnert. Jetzt ist es zu spät dafür, denn er hat sich aus dieser Welt verabschiedet.

06.2.15  


Am Morgen ist es mir zu kalt zum Fahrradfahren, deshalb räume ich die Küche auf. Säubere alle Gläser, die sich in den letzten fünf Jahren da angesammelt haben. Danach muss ich zu meiner Zahnärztin nach Wedding, Zähne abholen. Unterwegs stoppe ich bei KarstadtSport am Bahnhof Zoo und entscheide mich, eine bessere Jacke für's Fahrradfahren zu kaufen, denn in der dicken Daunenjacke schwitze ich beim Radfahren. Ich habe sie mir für den Winterdreh von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" gekauft, und sie hat mir gute Dienste geleistet (zum ersten Mal in meinem Leben, habe ich da beim Drehen nicht gefroren),

Danach musste ich die neue Jacke selbstverständlich sofort testen. Es war eine tolle Erfahrung bei minus 2 Grad und manchmal scharfem Ostwind aus Putins Russland. Mit der zugezogenen Kapuze fast ein Gefühl als läge ich in einem kuscheligen Bett. Zurück am Computer sehe ich in einer Excel-Tabelle, dass ich in diesem Jahr jetzt schon 250 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren bin.

Danach koche ich eine Gemüsepfanne, die auch schon seit längerer Zeit im Tiefkühlfach liegt. Von meiner ägyptischen Freundin habe ich gelernt, dass sich fast jedes Essen durch Crème légère verfeinern lässt. Vor allem sind die meisten Fertiggerichte für meinen Geschmack zu scharf gewürzt und werden dadurch milder.
Wenn meine Expedition nach Pamplona vorbei ist, und ich wieder auf meinem Bauernhof bin, werde ich mich wieder mehr um meine Autobiographie-Notizen kümmern.

07.2.15  
In der Hasenheide, heute früh um 8 Uhr bei dieser Temperatur. Sogar drei Dealer sind um diese Zeit schon unterwegs und schauen mich erwartungsvoll an. Sehe ich so aus, als ob ich Rauschgift kaufen würde?

Man muss immer in Bewegung bleiben, sagt Hanns Zischler zu Bruno Ganz in "SYSTEM OHNE SCHATTEN". Den Satz habe ich verinnerlicht. Allerdings habe nicht ich ihn geschrieben, sondern Jochen Brunow. Zu dem gehe ich nachher, wenn er sein neues Scenario-Buch vorstellt.

Jochen Brunow erzählt, dass die Zeit zwischen den jährlichen Scenario-Buchvorstellungen, für ihn immer kürzer wird. Er erklärt das ziemlich philosophisch. Ich rufe frech dazwischen, das liegt am Alter.. Meiner früheren Frau, die neben mir sitzt, erzähle ich, dass mir das vor allem beim zweimal jährlichen Autoreifenwechsel zwischen Winter- und Sommerbereifung aufgefallen ist. Jochen Brunow, der 10 Jahre jünger ist als ich, merkt das also auch schon.
Wie schon seit drei Jahren liest Iris Berben aus dem Scenario-Buch vor. Ich finde sie dabei richtig süß, weil sie das mit großem Ernst macht. Ich muss dabei an die Szene in "SUPERGIL" denken, in der sie Marquard Bohm erzählt, dass sie von einem anderen Planeten auf die Erde gekommen ist, um die Bewohner der Erde vor einem Angriff der Leute dieses Planeten zu warnen. Das hätte total schief gehen können. Ich erinnere mich, dass ich bei dieser Szene, um sie zu unterstützen, vor ihr auf den Knien lag.

Iris Berben bekommt von mir die DVD von "SUPERGIRL". Ich erzähle ihr, dass ich im letzten Jahr mit ihr bei der Scenario-Präsentation mit ihr ein Interview für die DVD machen wollte, aber dass ich da wegen einer Grippe mit fast 40 Fieber sehr krank war. Sie hätte das Interview sehr gerne gemacht. Auch von der Fahrt mit Uwe Nettelbeck von Hamburg nach München für ihren und meinen ersten Spielfilm "DETEKTIVE" erzählt sie mir von ihrer Erinnerung daran. Immerhin weiß sie, dass Uwe Nettelbeck damals mit einem Jaguar gefahren ist. Auf meine Nachfrage, war es ein E-Type, der mit der langen Schnauze, sagt sie, dass es eine normale Limousine war. In ihrer Erinnerung war sie mit Uwe Nettelbeck allein im Auto und hatte ein bisschen Angst vor ihm.

Auf dem Nachhauseweg sticht mir diese originelle ZDF-Reklame in die Augen. Leider nicht mit Iris Berben im Bild.
08.2.15  
Heute scheint zwar die Sonne, aber es weht ein eisiger Wind. Diesmal aus dem Westen.
Mittags: Gerade bekomme ich eine email aus Pamplona, dass mein Weiterflug von Madrid nach Pamplona gestrichen wurde. Für den neuen Flug muss ich auf dem Flughafen in Madrid viereinhalb Stunden warten. Morgen fliege ich. Das fängt ja gut an.
Nachmittags: Ich bestelle mein Taxi für morgen und fange an, meinen Koffer zu packen, denn immer wieder fallen mir neue Sachen ein, die ich mitnehmen könnte oder müsste. Früher, als ich noch gerne gereist bin, habe ich das 1 Stunde vor Abfahrt gemacht. Im Internet habe ich gerade gesehen, dass morgen schon wieder an drei deutschen Flughäfen gestreikt wird. Immerhin nicht in Tegel. Ich bin einfach kein Reisemensch mehr, und ich hasse Flughäfen. An den in Madrid kann ich mich erinnern. Da hatte ich Business Class und habe mich in der Lounge mit einem sehr guten Rotwein betrunken. Auch nach Pamplona wollte ich Business Class fliegen, aber das Festival hat mir das verweigert, und mir stattdessen angeboten nach Barcelona zu fliegen und dann First Class im Zug nach Pamplona zu fahren. Mir war das zu kompliziert.

Ein erster Packversuch.

Mit demselben roten Koffer ist Serpil Turhan in "ROT UND BLAU" zu ihrer Mutter Hannelore Elsner nach Berlin gekommen. Wenn ich micht richtig erinnere, war er vollgepackt mit Geldscheinen aus dem Erbe ihres Vaters, der ein reicher türkischer Teppichhändler war.
Meine Filme und mein Leben sind unendlich dicht ineinander verwoben. Ich weiß noch nicht, ob ich das in meiner Autobiographie explizit darstellen soll. Irgendjemand hat mir davon schon abgeraten. Aber ich denke, eine Autobiographie ist auch eine Art Selbstporträt und da gehören Filme und Leben, besonders bei mir, zusammen. Ich werde ohnhin nicht mein Leben reflektieren - und meine Filme schon gar nicht -, sondern einfach tausendundeine Geschichte daraus erzählen. Damit diese Geschichten nicht nur meine zur Erinnerung gewordenen Phantasien sind, befrage ich jetzt alle Beteiligten, wie es damals wirklich war.
09.2.15  
Um 16.00 Uhr bin ich im Flughafen in Madrid. Bis jetzt gefällt er mir. Jetzt habe ich vier Stunden Freizeit. Nach einer Stunde darin herumlaufen, versuche ich den Weg zum Abfluggate zu finden. Die Abflughalle ist über mir im zweiten Stock. Da muss ich wieder durch die Security und dann gibt es Gatepakete mit Buchstaben und schließlich auch Nummern. Mein Abfluggate heisst K81, was leider nirgendwo angezeigt ist, mir aber von einem Iberiaangestellten gesagt wird. Klar liegt der am Ende eines langen Wegs. 10 Minuten Fußmarsch. Das kenne ich von Frankfurt. Dieser Flughafen braucht dringend eine Bedienungsanleitung.

Ich habe keine Ahnung, was für eine Funktion diese weißen Teile haben.

Gleich nach der riesengroßen Security finde ich diese Kunst-Troika.

Aus einem der Fenster sehe ich im Hintergrund diese schneebedeckte Berge. Drei Polizisten stoppen mich und sagen "Holla!" Ich erkläre ihnen auf Englisch, dass ich nur aus dem Fenster gucken will.

Mein augenblicklicher Arbeitsplatz.
10.2.15   Gestern Abend nach dem Abendessen im Hotel war ich mehr tot als lebendig. Heute Morgen, nach dem Frühstück ein Spaziergang um den Block - für mein Blog.

Der Blick aus meinem Zimmerfenster.









Um halb zehn werde ich von einer Festivalmitarbeiterin, die ich für Maria halte, die aber Ana heißt,vom Hotel zum Festival-Headquarter geführt. Ich versuche mir, so gut ich kann, den Weg zu merken, denn ich muss ihn alleine wieder zurückfinden.

Hier finden alle kulturellen Ereignisse in Pamplona statt, also auch das Filmfestival. Während ich erfahre, wie mein Tagesablauf heute ist, gelingt es mir immerhin die Einstellungen in meinem iPhone so zu verändern, dass ich auf GoogleMaps sehen kann, wo ich gerade bin. Früher war das sehr viel einfacher.
Auf dem Rückweg komme ich durch diese Straße, durch die ich auch heute morgen gelaufen bin und habe das Glücksgefühl, dass ich mich schon ein bisschen auskenne.

Hier gibt es überall Kirchen und um diese Zeit auch schon Touristen, denn alles innen und außen erklärt wird.

Auch ich gehe rein und erinnere mich dabei an eine Retrospektive in Barcelona (1986) wo meine frühere Frau Anna für mich eine Kerze angesteckt hat, damit ich das Geld kriege, um "TAROT" drehen zu können. Vom Hotelzimmer aus telefonierte ich mit Herrn Semmler, dem Chef der Berliner Filmförderung, und der sagte mir, dass mein Antrag auf Förderung abgelehnt wurde. Dafür ist dann ein Paar Monate später die Bayerische Filmförderung eingestiegen, und ich konnte den Film drehen.

Im Restaurant, wo die Festivalteilnehmer gegen Gutscheine umsonst ab 14 Uhr Mittagessen können, hängt dieses gemalte Bild.

Gleich gegenüber steht der Gegenstand des Bildes. Ein Kino.

Diese Filme und fünf weitere laufen da.
Serpil Turhan mailt mir gerade einen Artikel über mich aus der Berliner Obdachlosenzeitung "Motz". Darin werden sehr viele Einträge aus meinem Blog zitiert
Ich kriege im Moment Realitätsprobleme, denn in zwei Stunden lande ich mit "BESCHREIBUNG EINER INSEL" auf Ureparapara.
11.2.15  


Eine halbe Stunde vor Beginn der Vorführung sitze ich mit Oskar Alegria, dem künstlerischen Leiter des Festivals zusammen. Er ist sehr gut informiert und stellt mir daher kluge Fragen, die ich ihm gerne beantworte.

Das Publikum im Saal mit 440 Plätzen. Also vermutlich etwas mehr als halbvoll. Ich sage, die digitale Fassung des Films ist erst vor einer Woche fertig geworden und das ist damit jetzt eine Weltpremiere.



Das Festival überrascht mich damit, dass auch die englischen Untertitel gespottet wurden und per Laser unterhalb des Filmbilds projieziert werden. Darüber freue ich mich. Während des Abspanns macht der Vorführer das Licht im Saal an und auch die untertitelte Schlussrede des Dorfältesten ist nicht mehr hörbar. Darüber ärgere ich mich. Auch ein Publikumsgespräch findet nicht statt. Allerdings kommen viele auf mich zu und gratulieren mir zu diesem Film. Jetzt sitze ich weit nach Mitternacht in meinem Hotelzimmer und schreibe mein Blog.
Nach dieser Vorführung heute tendiere ich zur digitalen Projektion. Wenn Bild und Ton perfekt sind, ist die Digitalversion eines analog gedrehten Filmnegativs physischer. Besonders die Bewohner von Ureparapra waren dadurch, nach fast 40 Jahren, sofort lebendig vor mir. Die deutschen Schauspieler selbstverständlich auch. Aber da ich zu jedem Einzelenen sehr vielfältige und komplexe Gefühle habe, wollte ich das nicht so sehr wahrhaben.
Einen Tag später: Für ein Interview musste ich wieder ins Festivalgebäude. Dort hatten schon mehrere Leute diesen Tweet eines jungen Mädchens gelesen. Vor allem Oskar Alegria, der Festivalleiter, erzählte mir voller Begeisterung davon. Zum Mittagessen um 14 Uhr soll ich eine englische Übersetzung kriegen. Aber vielleicht kann mir auch ein des Spanischen mächtigen Moana-Blogleser eine deutsche Übersetzung mailen.

Vor dem Interview habe ich einen syrischen Dokumentarfilm gesehem. Leider hat man mich da wegen des Interviews nach 1 Stunde rausgerissen. Denn alles was in Syrien passiert, lese ich täglich auf mehreren Twitter-Accounts. Heute bin ich traurig, dass ich morgen schon wieder zurückfliegen muss. Wenn ich noch länger hierbliebe, könnte ich auf die Idee kommen, wieder Filme machen zu wollen. Vielleicht sogar Dokumentarfilme.
Erst einmal die englische Übersetzung des spanischen Tweets von Barbara Mendez:

Vor dem Mittagessen war ich vor dem Restaurant mit dem Festivalfotografen verabredet. Bevor er anfing zu fotografieren, bot er mir erst einmal einen Zug aus seinem Joint an, was ich dankend ablehnte.

Bevor das Essen kam, habe ich den Fotografen fotografiert. Er hat gesagt, dass er ein Foto von meiner Rede vor Filmbeginn gemacht hat, und ich habe ihn gebeten, es mir zu mailen. Hier ist es:

Am Abend habe ich Barbara Mendez zu einem Bier eingeladen. Sie kommt aus Caracas und will - vielleicht - auch Filme machen. Sie erinnert mich an Laura, die Tochter meiner ägyptischen Freundin und auch an meine eigene Tochter. Ich erzähle ihr von den Dreharbeiten auf Ureparapara und von meinem Besuch in Caracas mit "SYSTEM OHNE SCHATTEN".

Sie fragt mich sofort ob ich da die höchsten Wasserfälle dieser Welt gesehen habe. Ich sage ja und erzähle ihr detailliert, dass ich da hingefahren bin, weil ich vorher mit "RIO GUANIAMO" da einen Film über Diamantensucher drehen wollte und was auch sonst da passiert ist, denn ich hatte mit Wolfram Schütte und seiner Frau, eine Zweitagestour in den Dschungel gebucht. Unter anderem hatte mich da ein Mischlingsmädchen eingeladen, mit ihr ein Eis zu essen. Ich konnte dieser Einladung nicht widerstehen, denn sie hatte riesengroße Augen, die ich beim Vorbeifliegen an den Wasserfällen aus beängstigender Nähe kennenlernen durfte.

12.2.15  
Mein Interview vom Dienstag ist gestern erschienen. Die Schlagzeile ist: Wenn das Kino voll ist, wird mein Film mehr geliebt.

Im Hintergrund kann man die Berge der Pyrenäen sehen.

Hinter dem Festivalgebäude ist auf zwei Etagen ein riesiger Busbahnhof.

Eine Maschine, die die Wahrheit sagt, steht gleich am Eingang.

Am Kastell eine Kunstinstallation.



Zwei Statuen vor dem Gebäude der Finanzverwaltung (?)

Auf der Fahrt zum Flughafen ist die Straße vor uns total verstopft. Ich bin dünnhäutig geworden und verfalle in leichte Panik.

Der funkelnagelneue Flughafen von Pamplona. Nur 4 Maschinen fliegen von ihr weg. Zwei am Morgen, zwei am Nachmittag.

Mein Flugzeug nach Madrid. So leer es auf dem Herflug war, so voll ist es jetzt. Am Schlimmsten sind die Winterjacken. Neben mir sitzt ein Herr, dessen Oberkörper fast die Hälfte meines Sitzplatzes einnimmt. Auf dem AirBerlin-Flug nach Tegel kann es nicht schlimmer werden.

Mein Arbeitsplatz heute auf dem Flughafen in Madrid, mit Pizza und einem Rotwein, der Stierblut heißt.
Am Abend um 10 Uhr: daheim in Berlin. Beide Maschinen waren voll wie Sardinenbüchsen. Der Flug von Madrid war reine eine Qual. Alle Leute um mich herum machten sich ununterbrochen an ihren Smartphones zu schaffen. Ich überlege, mein iPhone mal für ein paar Wochen ganz auszuschalten. Und bei der Ankunft in Tegel gab es eine über hundert Meter lange Schlange von Leuten, die auf Taxis warten. Am liebsten würde ich nie wieder fliegen, obwohl es in Pamplona schön war.
13.2.15  
Ich finde, dass ich auf diesem Video von Pamplona ziemlich Scheiße aussehe. Ich kann nur beten, dass ich in dem Film von Serpil Turhan mit den Bildern von mir glücklicher sein werde.
Heute ist Freitag, der 13., trotzdem fahre ich auf meinen Bauernhof. Vorher kam der Schornsteinfeger zu mir, um meine Gasetagenheizung zu übeprüfen.

Ich habe ihn mehrmals angefasst, denn das soll ja Glück bringen.

Auf dem Bauernhof ist das ganze Haus kalt. Deshalb muss ich erstmal meinen Kaminofen anwerfen (das habe ich schon seit 2 Jahren nicht mehr gemacht). Dann steige ich aufs Fahrrad und fahre meine gewohnten 12 Kilometer…

…denn auf Spiegel Online heißt es, dass die Grippewelle jetzt Deutschland erfasst hat. Und hier in dieser Luft kriege erfasst sie mich bestimmt nicht. Im letzten Jahr war ich fast den ganzen Februar krank, weil ich meine ägyptische Freundin geküsst habe, als sie mich aus Köln mit Grippe kommend besucht hat. Im Spiegelartikel heisst es ausdrücklich "nicht küssen".

Für alle Blog-Leser, denen es zu kalt ist.
Weil Serpil Turhan in drei Wochen wieder zu mir auf den Bauernhof kommt und dann da vielleicht wieder Sonnenuntergänge filmen will, trainiere ich schon mal ein bisschen. Außerdem habe ich meinen Sohn Nicolai extra dafür gebeten, ziemlich viele Büsche und Bäume abzusägen, damit es vom Garten aus einen freien Blick gibt. Dieser Sonnenuntergang hier sieht doch schon ganz gut aus.

14.2.15  


Der Sonnenaufgang heute morgen.. Zwischen auf- und Untergang nur ein Farbunterschied.

Schneeglöckchen an der Mauer meines Hauses…

…und sogar ein erster Krokus blüht im Garten. Der Frühling 2015 kommt bestimmt. Bald.

Meine Handschuhe, mit denen meine Finger warm bleiben. Pro Handchuhfinger bis auf den Daumen immer ein Pärchen, damit sich die Finger aneinander kuscheln.

Auf der Rückfahrt nach Hause steht die Feuerwehr vor meinem Haus und spritzt das Eis nass.
Der Autor, der in der Berliner Obdachlosenzeitung "Motz" einen Artikel über mich geschrieben hat und sehr viel aus meinem Blog zitiert, bezweifelt, dass ich täglich 12 Kilometer mit dem Fahrrad fahre. Warum sollte ich das tun, lieber Herr Christian Linde!
Ich betrüge mich doch nicht selbst. Allerdings könnte es sein, dass mich die Grippewelle doch noch erwischt hat. Ich fühle mich matt und habe ein bisschen Kopfschmerzen. Wenn das so bleibt, muss ich in den nächsten Tagen, trotz Bilderbuchwetter, pausieren. Aber vielleicht ist das nur eine vorübergehende Schwäche durch meine Pamplona-Reise.

Heute mache ich mir die Mühe, das zu kochen, was ich am liebsten esse: einen Auflauf. Sollte mein Sohn Nicolai ausnahmsweise mal auf mein Blog gehen, kann er zumindest das Bild sehen und ich hoffe, dass ihm dabei das Wasser im Mund zusammenläuft. Wenn er da ist, ist der ganze Auflauf sofort aufgegessen. Ich werde insgesamt drei Tage dafür benötigen.

Es ist einer der besten Aufläufe geworden, den ich je gemacht habe. Ein bisschen zu braun, weil meine Kamerafrau Ute Freund mich anruft, während der Auflauf noch im Backofen war. Danach fühle ich mich besser und schlafe ersteinmal ein.

Als ich aufwache messe ich mein Fieber. 38.2 am Abend ist für mich erhöhte Temperatur. Bei über 39 Fieber hätte ich mir Sorgen gemacht.

15.2.15  
Vielleicht bin ich schon wieder gesund. Voller Tatendrang stehe ich ab 7 Uhr an der Stelle, von der aus man den Sonnenaufgang am besten sieht.

Hier ist sogar noch die dünne Mondsichel zu sehen.

Aber dann kamen mehr und mehr Wolken. Ich musste an den letzten Drehtag von "DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" denken. Denn da sind wir gegen 2 Uhr morgens von Berlin losgefahren um die letzte Einstellung des Films zu drehen. Das war am 24. April 2005 (LINK).

Beim Fahrradfahren um 11 Uhr sah es dann so aus.



Kaum war ich zuhause, hatten sich die Wolken aufgelöst und wieder schien, wie gestern, die Sonne am blauen Himmel.
Am Nachmittag habe ich weiter meinen Auflauf von gestern gegessen, einen Film zur Vogelfütterung gedreht,viele emails geschrieben und anschließend mein Fieber gemessen: 37,8. Das ist zwar noch nicht totale Gesundheit, aber ich bin auf dem Weg dahin.

16.2.15  

Der Morgen beginnt mit einem Besuch beim Glaser. Mir ist eine Glasscheibe am Küchenschrank im letzten Jahr rausgefallen. Heute habe ich die dazu passende zweite Glasscheibe ersetzt. Mit einem Spezial-Glaserhämmerchen ging das ziemlich leicht.

Das hat mir Mut gemacht, und ich bin wieder aufs Fahrrad gestiegen. Trotz Windvorhersage mit 44 km/h.
Auf der Hinfahrt bin ich regelrecht durch die Landschaft geflogen. Teilweise sogar mit Windgeschwindigkeit. Die Rückfahrt war zäh. Bei den Schafen am Wegrand habe ich eine Pause pausiert, um eine Foto zu machen.

Als ich zum Fahrrad zurückkomme, hat der Wind es trotz Fahrradständer umgeblasen. Ob ich das morgen wiedermache, weiß ich nicht. Ich denke, eher nicht.
Von alleskino.de bekomme ich die Nachricht, dass jetzt auch mein erster Spielfilm "DETEKTIVE" digitalisiert werden kann.

17.2.15   In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag zeigt die ARD meinen Film "DAS ROTE ZIMMER", das in diesem Text der ARD-Redaktion als "Kuschelzimmer" (LINK) bezeichnet wird.
Am Morgen der komplizierte Transport eines 1,80 mal 0,80 Meter großen Spiegels vom Glaser in Dahme in meine Wohnung. Danach mache ich die erste Fahrt in diesem Jahr zum Körbaer See. Mit meinem roten Rad.

Der See kommt mir wieder etwas voller vor als bei meinem letzten Besuch im Dezember.

Selfie im neuen Spiegel. Jetzt brauche ich jemand, der ihn befestigt.

Mein Birkenwald draußen im Garten.
Während ich mit meiner ägyptischen Freundin am Abend skype, erreicht mich ein Anruf auf meinem iPhone (das ich heute eigentlich für eine längere Zeit abschalten wollte). Es ist die Schwester von Armin Hildebrandt. Sie sagt mir, dass ich Bruder gestern Nacht an einer Lungenembolie gestorben ist. Er war Produktionsfahrer bei zwei Filmen von mir: "DAS ROTE ZIMMER" und "INS BLAUE". Ich bin traurig und erinnere mich daran, wieviele tausend Kilometer er bei den Dreharbeiten in Italien gefahren ist, um Schauspieler in Rom, Neapel oder Bari abzuholen oder hinzubringen.
18.2.15   Am kommenden Wochende soll es regnen. Die Bauern verteilen deshalb den bisher gestapelten Kuhmist auf die Felder.





Und ich hänge am Mittag zum erstenmal in diesem Jahr die Wäsche auf, damit sie in der Sonne trocknet.
Danach fange ich an, meine Autobiographie-Notizen im Computer fortzusetzen. Da muss ich aber zuerst alles, was ich bisher geschrieben habe, durchlesen und durch die handschriftlichen Notizen, die ich von Ende Dezember bis Ende Januar gemacht habe, ergänzen und auch oft korrigieren.
Im Flugzeug von Pamplona ist mir eingefallen, dass ich früher, weil ich gern geflogen bin, meine Flüge gezählt habe. Und auch die Frauen, mit denen ich geschlafen habe. Ich denke so Anfang 1970 habe ich mit beiden Zählungen aufgehört. Bis dahin bin ich vielleicht fünf oder sechsmal geflogen.
Heute, beim Neustart der Autobiographie-Notizen bin ich bei den Frauen jetzt systematisch vorgegangen und kam bis zum Ende von 1969, also nach "ROTE SONNE", auf die Zahl neunzehneinhalb. In meiner Erinnerung waren es mehr gewesen. Max Zihlmann, dem ich in emails wesentlich mehr offenbare, hat mir vor einiger Zeit geschrieben "Rudolf, musstest du denn wirklich mit jeder Frau schlafen." Ich kann im Rückblick nur sagen, dass ich jede Gelegenheit wahrgenommen habe. Glücklich bin ich dabei nur selten geworden.
19.2.15   Gestern Nacht um 2 Uhr habe ich "DAS ROTE ZIMMER" in der ARD (240.000 Zuschauer) gesehen. Das hätte ich besser nicht tun sollen, denn mir gefielen sehr wenige Dinge in diesem Film. In meiner Erinnerung, verstärkt durch die Kritiken, war er sehr viel schöner. Vor allem das Drehbuch hat mich irritiert. Ich muss sehr crazy gewesen sein, als ich es geschrieben habe. Ich wusste nicht, dass die Liebesszenen zwischen den beiden Frauen so dominant sind. Ein YouTube-Video (LINK), das total illegal ist, bestätigt mir das.
Mit meinen Autobiographie-Notizen bin ich heute in das Oleander-Zimmer zurückgekehrt, weil ich zum Schreiben immer eine besondere Umgebung brauche. Und das hat sich gelohnt. Ich habe die wichtigsten Erinnerungen zu den Dreharbeiten von "DETEKTIVE" neu geschrieben. Auch beim Radfahren heute sind mir neue Details eingefallen.

Und dann am Abend telefoniere ich mit zwei Frauen . Die erste habe ich 1960 bei meiner Immatrikulation zum Germanistik-Studium in München kennengelernt. Sie kann sich an nichts erinnern. Es ist komisch, ich kann mich noch heute an ihre Stimme erinnern.
Den Namen der zweiten Frau habe ich in meinem Telefonbuch von 1967 gefunden. Ein ziemlich exotischer Name. Ich habe ihn gegoogelt, ihre Telefonnummer gefunden und sie angerufen. Sie war nicht da, hat aber zurückgerufen. Nach 48 Jahren haben wir wieder zusammen telefoniert. Sie hat damals für die Studentische Filmbühne in Frankfurt gearbeitet, die von mir den Kurzfim "STELLA" gezeigt haben. Sie istdamals mit Peter Staimmer nach München gefahren, um mich abzuholen, hat bei mir geschlafen und auch mit mir am Morgen, sagte sie, und in Frankfurt nach der Vorführung von "STELLA" bei ihr nochmal. Dann hat sie mich zum Flughafen gefahren, denn das war der erste Flug in meinem Leben. Autobiographie-Schreiben ist ein unglaubliches Abenteuer. Der Film von Peter Staimmer, den ich so lange gesucht habe, heißt "Eve of Destruction".
20.2.15   Der Tag beginnt mit einem Scherbenhaufen. Ich stehe nackt vor dem großen Spiegel im Badezimmer und trockne mich ab. Plötzlich ein lauter Knall und die Abdeckung der Deckenlampe liegt in 100 Teilen auf dem Boden. Zwei kleine Wunden an den Füßen habe ich abgekriegt. Das macht nichts, denn Scherben bringen Glück.

Kurze Zeit später kommt ein Handwerker und befestigt den neuen Spiegel im Wohnzimmer. Ich allein hätte das nie geschafft. Vielleicht auch mein Sohn Nicolai nicht?

Danach Fahrradfahren mit leicht geänderter Strecke. So sehen die Windräder beinahe schön aus.
Dann geht's weiter mit den Autobiographie-Notizen im Oleanderzimmer. Ich arbeite mich durch meinen Terminkalender von 1969. Da ist "DETEKTIVE" ins Kino gekommen und wurde "ROTE SONNE" gedreht. Vieles, was da passiert ist, hatte ich vergessen. Im Frühjahr war ich sehr krank, und die Ärzte im Schwabinger Krankenhaus waren bereit, mir den Bauch aufzuschneiden. Bevor sie mich anschnallen konnten, bin ich ihnen entwischt, in meinen weißen BMW 2000 aus "DETEKTIVE" gestiegen und zurück in meine Wohnung in der Klopstockstraße gefahren. Danach habe ich alle Leute die ich kannte, angerufen und nach dem besten Facharzt für Innere Medizin gefragt. Ich landete beim Arzt von Carol Hellman, dem Produzenten von "DETEKTIVE". Doch der war nicht da, sondern nur sein Stellvertreter. Der untersuchte mich bestimmt eine halbe Stunde und sagte dann, dass ich eine Dünndarm-Infektion habe. Er verschrieb mir ein Medikament (Intestopan) und drei Tage später war ich so gut wie gesund. Das Fieber und die Bauchschmerzen waren weg.
Was meine Autos angeht, hatte ich mich zusammen mit Hans Brockmann in einen Facel-Vega und bei einem Gebrauchtwagenhändler sogar eine kleine Anzahlung dafür gemacht. Wir haben ihn dann nicht gekauft und hinterher gab's einen Prozess.
Nach dem Drehen von "ROTE SONNE" bin ich mit einer blonden Freundin, die ich von Marquard Bohm übernommen (wie noch viele andere) habe mit meinem BMW spazieren gefahren und an einer Tankstelle stand ein roter Porsche Carrera, sechs Jahre alt, zum Verkauf. Die blonde Freundin war so hingerissen von diesem Auto, dass ich mich auf einen Tauschhandel (BMW gegen Porsche) eingelassen habe. Eigentlich war es ein Rennwagen, aber mit Zulassung für den Straßenverkehr. Das war mein drittes Auto. Alle Autos in dieser Reihenfolge: roter Victoria Spatz Cabrio, roter Ford 17M Cabrio, dann der Porsche.
Mit den Flügen und dem Mädchenzählen bin ich in dem Jahr auch weitergekommen. Am Ende des Jahres 9 Flüge und achtundzwanzigeinhalb Mädchen. Es war vielleicht das unruhigste Jahr meines Lebens.
21.2.15  

Ich bin zwar Fahrrad gefahren, habe gekocht. Ente mit Reis. Es hat auch geschmeckt. Ein kleines bisschen mit den Autobiographie-Notizen weitergemacht. Hatte aber keine richtige Schreiblust. Fühlte mich deprimiert. Ohne Grund.

Ein Blick aus dem Fenster am späten Nachmittag. Es regnet. Ich bin offenbar wetterfühlig.

22.2.15  

Meine Wetterfühligkeit hat heute zugenommen. Ich ärgere mich. Keine Sonne, kein Regen, kein Winter, kein Frühling. Ein regelrechtes Nicht-Wetter.

Wo soll ich hinfahren, um dem zu entkommen!

Bisher hat sich bis zum Mittag meistens noch was verändert. Die Sonne ist immer durch das trübe graue Zeug am Himmel, das die Metereologen "Hochnebel" nennen, durchgekommen. Heute nicht.
Beim Nachdenken über meine Vergangenheit, was wenn man sich auf die Suche macht, gar nicht so einfach ist, sind mir heute Standfotos eines Films, der "Die Hypnoblume" heißt, und in dem ich und Marquard Bohm die männlichen Hauptrollen spielen, in die Hände gefallen. Da in einem Film von mir immer auch eine Frau vorkommen muss, mache ich mich jetzt auf die Suche nach ihr.

23.2.15   Den Kurzfilm "DIE HYPNOBLUME" habe ich 1970 gedreht. Nachdem Marquard Bohm aus Israel von den Dreharbeiten von Roland Klicks "Deadlock" zurückgekommen ist. Ich habe ihn nie fertiggestellt. Vielleicht weil mir selbst die Geschichte zu obskur vorgekommen ist. Es geht darin um einen Raubüberfall mit Masken und Pistolen und um eine Pflanze, die uns mit ihren hypnotischen Fähigkeiten abwehrt.



Die Frau, die dabei ist, ist Claudia Littmann. Sie war die Tochter des Frankfurter Polizeidirektors.



Marquard Bohm packt die Hypnoblume in eine Plastiktüte. Ich habe keine Ahnung, wie der Film ausgegangen ist.
Seit heute Mittag habe ich starke Rückenschmerzen. Es könnte die "Hypnoblume" sein, die mir das, obwohl sie fiktiv ist, beschert.
Aber auch das Durchblättern meiner alten Terminkalender aus reiner Neugierde, was da so alles drinsteht. Bis 1978 bin ich heute damit gekommen. Die Dreharbeiten von "BESCHREIBUNG EINER INSEL" schmelzen in den wenigen Notizen, die ich da gemacht habe und die in meiner Erinnerung sehr viel schöner waren, stark zusammen.

Das habe ich am 14. November 1978 da reingeschrieben. Was werde ich am 14. November 1975 in meinen Terminkalender schreiben? Falls ich da noch schreiben kann. Zeitreisen sind kein Kinderspiel.
24.2.15   Vor Weihnachten hat mir Max Zihlmann zu den Autobiographie-Notizen geschrieben: "Du rollst hier einen Stein den Berg hoch - wie der alte Sisyphus. Und am Schluss wirst du davon überrollt. Na, hoffentlich nicht." Gestern Abend hatte ich das Gefühl, dass er Recht gehabt haben könnte. Ich habe Verschiedenes gegen meine Rückenschmerzen getan, lag vor dem Fernseher, bin aufgestanden, fühlte mich schummrig und schwupp lag ich lang auf dem Boden.
Heute morgen fühle ich mich wieder fast ok, habe sogar eine Feldenkraisübung gemacht, die mir meine frühere Frau beigebracht hat. Jetzt gehe ich Radfahren, denn draußen scheint die Sonne.

Auf der Wiese hinter dem Dorf eine Kuhherde. Die 12 Kilometerfahrt bekommt mir gut.



Überall im Garten kommen jetzt die Krokusse raus. Die Schneeglöckchen halten sich noch etwas zurück.
Etwas, was ich schon lange machen wollte, habe ich heute endlch wieder hingekriegt. Meine alte Website von 1998 wieder online (LINK) zu stellen. Von mir selbst designed und daher knallbunt.
25.2.15   Ich habe beschlossen, ab heute ist Frühling. Ich mache ein sehr großes Feuer, um ihn zu begrüßen und auch um die bösen Geister zu vertreiben, die bei mir extrem starke Rückenschmerzen ausgelöst haben.

Tische und Bänke stehen wieder draußen und auch alle Yuccapalmen. Ich setze mich auf die Bank neben dem Oleanderzimmer, genieße die Sonne, höre die Musik, die mir Radhe Schiff (die "Sonnengöttin") im letzten Jahr geschenkt hat. Jetzt weiß ich, was mir in den letzten 2 Wochen hier auf dem Bauernhof gefehlt hat. All das, was ich heute wieder gemacht habe. Ich bin definitiv kein Im-Zimmer-Hocker.
Gegen Abend komme ich auf die Idee, auch noch alle Oleandersträucher in den Hof zu stellen. Die sind schwer, und das ist auch mühsam, aber ich fühle mich noch immer topfit. Ich bin ein Typ, der nicht aufhören kann mit Arbeiten, wenn ich erstmal damit angefangen habe. Da die Oleandersträucher alle furztrocken sind, hole ich Wasser aus meinem Gartenteich. Denn Leitungswasser muss ich bezahlen. Am Teich sehe ich, dass die Sonne untergeht, renne ins Haus und mache noch schnell dieses Foto.

26.2.15  

Heute fahre ich wieder die 18 Kilometerstrecke zum Körbaer See, denn die Sonne scheint und es weht kein Wind.





Am Ufer liegen mehrere tote Fische. Im Internet erfahre ich, dass das nichts mit der Wasserqualität zu tun hat, sondern mit dem täglich wechselnden Wetter. Eis in der Nacht und Sonne, die das Eis wegschmilzt, am Tag. Der niedrige Wasserstand seit dem letzten Sommer hängt mit Wasserbauarbeiten zusammen. In diesem Sommer soll der See wieder, so wie früher, zwei Meter tief werden.

Am Nachmittag bekomme ich ein Päckchen von Norbert Grob mit seiner Fritz Lang-Biographie.

Meine Yucca-Palmen in der Abendsonne. Nach einer Nacht mit minus 5 Grad. So gut haben sie ihr Winterquartier noch nie überstanden. Mein Sohn Nicolai hat sie vor 20 Jahren auf der Straße gefunden und mir zur Betreuung übergeben.

Jeden Tag geht die Sonne anders unter. Ich bin immer wieder fasziniert. Morgen früh ist bestimmt wieder Eis auf dem Dorfteich.

27.2.15  
Frühling aus dem Supermarkt. Am Vormittag fahre ich mit dem roten Rad, finde das Fahren ohne Schaltung aber sehr beschwerlich. Daran muss ich mich erst wieder gewöhnen.

Die Birken verlieren ununterbrochen dünne kleine Zweige. So wie ich meine Haare. Ich bin allerdings viel älter als sie.

Bei diesem Sonnenschein spaziere ich überall im Garten herum. Es gäbe jede Menge Dinge zu tun. Um mit irgendwas anzufangen, schneide ich mal die Blätter des Farns ab, damit das Beet, das einmal ein Steingarten war, wieder ordentlicher aussieht.
Dabei werde ich in diesem Jahr zum erstenmal wehmütig, und ich denke, wie viele Frühlinge werde ich noch erleben. Ein Leben ohne Filme ist gar nicht lustig, und das Schreiben einer Autobiographie ist kein Ersatz für das Drehen von Filmen. Gott sei Dank kommt Serpil Turhan mit Ehemann und Tochter in einer Woche zu mir und bleibt drei Tage, um mit mir ein letztes Interview für ihren Film über mich zu machen. Wenn ich aus irgendeinem blöden Grund in den nächsten zwei oder drei Jahren sterben würde, hätte sie zumindest mein letztes Lebensjahr als Filmregisseur mit ihrem Film perfekt dokumentiert.

Der Sonnenuntergang heute Abend passt zu meiner Stimmung.
28.2.15  
Beim Radfahren heute weht ein eiskalter Westwind. Es soll sehr ungemütlich werden in der kommenden Woche. Ich komme trotz meines Ausflugs nach Pamplona und des verkürzten Monats auf ingesamt 283 Radkilometer.

Mein Sohn Nicolai hat die Gesellenprüfung als Tischler bestanden. Er zeigt mir seinen Gesellenbrief.
   
   
   

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